Ich hätte nie gedacht, einmal zu denken, versagt zu haben, oder besser, zu versagen. Oder dass ich mir einmal eingestehen müsste, nach hohen Dingen zu streben und schlussendlich einen viel zu großen Wert darauf lege, was ich in der Welt erreiche. Ich hätte außerdem nie gedacht, Gefahr zu laufen, auch andere nach ihren Leistungen einzuschätzen.
Als ich vielleicht 17 war, realisierte ich zum ersten Mal, dass ich mich unverhältnismäßig um mein Leben kümmerte: Zu viel aufs Äußere bedacht, zu wenig aufs Innere. Damals hatte ich angefangen, den Fokus zu verlegen. Aber das hab ich glaub bald wieder vernachlässigt. So hat sich nicht viel geändert; es ist sogar noch etwas in einem falschen Verhältnis dazu gekommen... Leistung erbringen zu wollen.
In der Physik ist Leistung "Arbeit pro Zeit". Unser Augenmerk ja doch irgendwie auf der Zeit, nämlich unsere Lebenszeit. Es geht darum, was wir in unseren vielleicht 60, vielleicht 90 Jahren erreichen.
Warum machen es sich manche Menschen immer extra schwer? Solange es anstrengend ist und kompliziert, solange hat man das beruhigende Gefühl, wenigstens etwas zu tun. Auch, wenn es schrecklich ist, ist es dann doch angenehm.
Rat anzunehmen fällt dann auch besonders schwer. Getröstet werden fühlt sich an, als würde man andere auslaugen, sich unbeliebt machen, Schwäche zeigen. Wohl wissend, dass man sich in der Demut üben muss, sitzt man da und lässt diese schönen Worte, die trösten sollen, über sich ergehen. Auch wenn sie wirklich trösten, so wühlen sie doch einen anderen Teil in uns auf; einen, der nicht getröstet werden müssen will.
"Wer von euch könnte mit seinen Sorgen das Leben auch nur um eine Elle verlängern?" Tja, wenn man doch auch Befolger des Wortes wäre, und nicht nur Hörer. Was macht es am Ende eines Lebens, was man geleistet hat? Man sagt zwar, was zählt, ist das, was man zurücklässt. Aber um gute Spuren zu hinterlassen, braucht man keine großen Leistungen erbracht zu haben. Im Gegenteil. Wie falsch bewerte und gewichte ich die Dinge im Leben.
Ich hab ja immer geglaubt, dass das Realisieren von diesen Schwächen der Anfang ist. Dass man die halbe Arbeit schon erledigt hat, wenn man sich mal ans Werk macht. Jahaa vielleicht, aber ein Anfang allein bringt nicht viel. Aller Anfang ist, find ich, auch nicht schwer. Das Durchhalten macht alles aus.
Also, mir kann nur einer helfen... Der einzige, dem ich nicht zu unberechenbar, nicht zu stolz, nicht zu emotional, nicht zu schwach bin. Er kennt uns, kennt uns so gut, wie wir vielleicht von keinem anderen Menschen gekannt sein wollen. Bei ihm sind unsere Geheimnisse und Schwächen aufgehoben.