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Nach dem, was Gott uns zuteilt

Nach Belgien zurückzukommen war viel weniger spektakulär als nach Hause zu gehen. Ich war ja auch nur drei Wochen von hier weg. Trotzdem komisch. Ich bin nur halbherzig gerne wieder von daheim weggegangen. So viel war passiert! Ich war wieder ganz in meinem alten Trott, hatte meine vertraute Umgebung, meine lieben Leute, meine Katze... 

Hier warten Prüfungen auf mich. Und wieder das wilde, unberechenbare Leben. 

Am Wochenende nach meiner Ankunft hab ich mal wieder im Café ausgeholfen. Aber das war dieses Mal anders. Ich hatte mehr als zuvor das Gefühl, nicht ganz reinzupassen, weil ich katholisch war, und nicht nur 'christlich'. Manchmal denke ich, dass andere Christen denken, dass ich mich überlegen fühle, weil ich katholisch bin. Wieder andere denken vielleicht, dass ich mich unterlegen fühlen muss, und dass sie mich missionieren müssen. Aufgepasst- niemandem Gedanken unterschieben! Ich weiß. Aber ich denke wohl, dass wir manchmal fühlen können, wenn es gewisse Spannungen gibt. In Beziehungen wie diesen gilt es, uns selbst und unseren Überzeugungen treu zu sein, auch wenn wir nicht alles in schöne Worte einpacken und erklären können. So viele wissen so wenig vom echten Katholizismus, und wir haben manchmal die Gelegenheit, Kleinigkeiten zu sagen. Es ist natürlich viel zu viel, um in einer viertel Stunde erfolgreich alles zu erklären. Aber das ist nicht nur nicht möglich, sondern auch nicht nötig. Niemandem wird etwas aufgedrängt, und solange jemand nicht sowieso ein offenes Ohr hat, ist es gleich gut, nichts zu sagen. Ein stilles Gebet und gute Beispiel bewirken oft so viel! Ich selber bin unfassbar ungeschickt im Reden. Allein der Gedanke daran, dass ich jemandem etwas erklären muss, noch dazu etwas so wichtiges!, macht mich nervös. Mich tröstet dann allein, dass jeder von uns andere Gaben hat, und dass sich niemand nach Talenten verzehren muss, die Gott ihm nicht gegeben hat. 

Ich muss dazu an die Stelle im Römerbrief denken: 

"Strebt nicht über das hinaus, was euch zukommt, sondern strebt danach, besonnen zu sein, jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder denselben Dienst leisten, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wie haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade." (Römer 3-6)

Wenn wir manchmal das Gefühl haben, unscheinbar zu sein und keine große Aufgabe für Gottes Reich zu erfüllen, dann müssen wir uns an der Nase packen und uns daran erinnern, dass Gott uns genau hierher gestellt hat mit genau den Aufgaben, denen wir jeden Tag begegnen. Das ist unser Stolz, der oft dazwischenfunken kann. Wenn wir andere sehen, die großartige Dinge tun. Nein, für alles gibt es eine Zeit, und eine Zeit für jeden Zweck unter der Sonne. Jeden Tag leben... Und eines Tages werden wir das große Gesamte sehen, das wir alle zusammen erwirkt haben. 

So, und eigentlich hätte das ein Post für die Rubrik 'Auslandserfahrungen' werden sollen... Aber das passt glaub ich nicht mehr ganz ^^