· 

Thought of the day 8/12/19

 

Wenn man mittendrin ist, sieht man alles nicht ordentlich. Nicht so, wie man sollte. Meistens ist es beim Zurückschauen, dass man merkt, wieso man so oder so gehandelt hat, oder man herausfindet, wie man handeln hätte sollen. Das macht manche Situationen auch auf eine Art so schmerzhaft. Wir wissen ganz genau, dass da etwas ist, was wir gerade lernen, aber wir haben keine Kontrolle darüber. Wir kleben mit Hirn und Herz an der Realität wie eine Fliege an der Windschutzscheibe und sehen nichts... Wir kennen die Fragen im Examen nicht im Voraus, und doch sind die Antworten auf diese Prüfungsfragen meistens diejenigen, die wir für den Rest des Lebens behalten, auch wenn wir sie in der Prüfung selber nicht beantworten konnten, sondern hinterher nachgeschlagen haben- und vielleicht die Hand an den Kopf geklatscht haben oder erleichtert unsere Mitschriften ins Regal zurückstellen konnten. 

Das nennt man dann wohl 'Leben'. Uns werden Erfahrungen aufgedrückt, die uns wirklich alles geben, die alles ausmachen, die echte Geschenke sind. Im Moment selber können wir sie annehmen, aber erst hinterher können wir sie nützen. 

In der Gegenwart können wir vielleicht darum oft Angst spüren. Ich kann das sehr gut. Was dann hilft, ist, alle diese zahlreichen potentiellen, hypothetischen, kreativen, unrealistischen und realistischen Konsequenzen anzunehmen. Vielleicht wird es sich so anfühlen, als hätten wir falsch gehandelt, wenn das Ergebnis erst einmal ein schlechtes ist. Die Angst davor macht das nicht besser, aber ich schätz, es ist normal, dass Menschen immer nach Kontrolle streben. 

Das macht wohl einen vollkommenen Christen, einen Heiligen aus. Keine Angst mehr vor der Zukunft- weil jemand anderes die Zukunft im Griff hat. Jemand, dem man viel besser vertrauen kann als sich selbst. Und ich bin mir nicht sicher, wie das alles funktioniert mit unserem eigenen freien Willen und Gott, der alles, alles lenkt. Und ja, es fühlt sich oft so an, als müssten wir alles selber machen, als hätten wir diese gewaltige Verantwortung ganz in der Hand.  Aber, quick reminder, wir sind Instrumente: Wir müssen schneiden und die Kante schärfen, weil wir das aus uns heraus tun können, aber die scharfe Kante wird von Gott geführt. Wir sind der Ton: Wir müssen flexibel sein und nicht austrocknen, weil wir uns von innen her erhalten, aber geformt werden wir von Gott. Unser Leben ist die Leinwand: Wir müssen da sein, aber werden von Gott bemalt. Das klingt nett und schön, passt aber auch nur teilweise auf das, was ich sagen möchte, nämlich, dass Gott, der zeitlos, oder, menschlicher gesprochen, gleichzeitig gestern, heute und morgen lebt, ganz unser Leben erfüllt und wir darauf vertrauen können, dass er einfach da ist. "Ich bin der Ich bin." Er ist da :)