Woher kommt diese Angst, alles zu verlieren? Als Christ wächst man doch quasi mit dem Gedanken auf, dass plötzlich alles vorbei sein könnte, dass einem alle Freiheit auf einen Streich genommen werden kann.
Und dennoch ist mir schon vor Jahren diese Sorge, ohne alles gegenwärtig Gute auskommen zu müssen, aufgefallen. Ich habe mich im Studium unwohl gefühlt, das von meiner Mutter finanziert wird, und habe mir ständig vorgehalten, dass ich es auch allein schaffen müsste. Wenn wir mit der Familie in Urlaub gefahren sind, wurde ich den Gedanken nicht los, mir später vielleicht kein Auto und keinen Urlaub leisten zu können. Und ich versuchte, bei diesen Gedanken gleichgültig und glücklich zu bleiben. Das ist an sich ja etwas Gutes, wenn man ohne viel Materiellem auskommen möchte. Aber ich wollte das nicht aus lebensfroher Gleichgültigkeit, sondern aus krampfhafter Furcht.
Das ist nicht gut, denn ich weiß, dass ich alles besitze, selbst wenn mir alles genommen wird. Mir fällt es einfach nur schwer, das anzunehmen, was ich jetzt habe. Vielleicht kennt ihr das; es muss nicht einmal etwas Materielles sein; man kann sich auch gegen das Glücklichsein sträuben. Wir leben in einer Welt, in der es rein theoretisch sehr schwer sein muss, glücklich zu sein. Wir sind vom Wahnsinn umzingelt und sehen jeden Tag so viel Leid. Wie können wir da glücklich sein? Außerdem bekommen wir heutzutage sehr viel Input, wie wir Angst bewältigen können und Leid ertragen und heil durch Depressionen kommen- was an sich ja auch genial ist; aber dabei geht in unseren Köpfen vielleicht manchmal unter, dass wir trotz allem allen Grund haben, glücklich zu sein- und uns gestatten müssen, glücklich zu sein! Auch wenn es sieben Länder weiter wieder einen Terroranschlag gegeben hat, und im Land daneben ein Erdbeben, auch wenn die Medien weiter Lügen verbreiten, auch wenn ein Familienmitglied krank ist und wenn die beste Freundin einen gewalttätigen Freund hat... Wenn wir es zulassen, lässt uns Gott in Freude finden, wo auch immer wir gerade stehen.
Und in diesen glücklichen Momenten sollten wir uns aus ganzem Herzen glücklich sein lassen, ohne uns von der Angst überwältigen zu lassen, dass diese Phase in drei, vier Tagen wieder vorbei sein könnte. Wir wissen doch, wie das abläuft: Seien es die Hormone oder Emotionen, die uns einen Streich spielen, sei es irgendein toller äußerer Umstand- dieses 'High' ist ja doch nicht dauerhaft. - Natürlich, es wird wieder anders werden. Es kommen wieder Tage, in denen wir den Kopf im Kissen vergraben und alles trostlos scheint. Aber so sehr wir davon überzeugt sind, so sehr sollten wir auch überzeugt sein, dass wieder gute Tage kommen. Und umso mehr sollten wir uns an guten Tagen erfreuen und sie einfach dankbar annehmen aus Gottes Hand. Welches Kind lehnt denn das Spielzeug ab, das es zum Geburtstag bekommt, weil es fürchtet, es zu verlieren oder kaputt zu machen und dann unglücklich zu sein?
"Dies ist der Tag, den der Herr gemacht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!"
Psalm 118:24